Kleine, geile Firma: Die nachhaltige Bank der Zukunft heißt Tomorrow

© Pressematerial Tomorrow

Kann eine Bank auch gut sein? Jakob Berndt, Inas Nureldin und Michael Schweikart glauben fest daran und haben deshalb Tomorrow gegründet. Im Gespräch mit Jakob, der vor einigen Jahren schon Lemonaid & ChariTea mitgegründet hat, sind wir der Sache auf den Grund gegangen.

Erklär doch mal für Finanz-Laien: Was ist Tomorrow und was habt ihr vor?

Also, wir wollen die erste mobile sowie nachhaltige Bank Europas werden. Bio essen oder grünen Strom beziehen, das ist ja schon ziemlich in der Gesellschaft angekommen. Nachhaltige Finanzen noch überhaupt nicht. Aber schon das Geld auf deinem Girokonto schreibt eine Geschichte. Und wir möchten, dass dieses Geld für das Gute arbeitet.

Was macht euch „netter“ als andere Banken?

Das Geld unserer Kunden soll in zukunftsfähige Branchen fließen. Also zum Beispiel in erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft, nachhaltiges Bauen, grüne Mobilität oder Recycling. Ob wir einer Firma Geld leihen oder welche Unternehmen für Kunden als Geldanlage in Frage kommen – das entscheiden wir anhand von Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Wir prüfen alle Firmen und Projekte auf deren ökologischen und sozialen Fußabdruck sowie ihre Unternehmensführung. Bei diesem dritten, eher politischen Aspekt tauchen dann zum Beispiel Fragen nach Korruption oder Diskriminierung von Minderheiten auf. Wenn ein Unternehmen im Bereich Atomkraft, Massentierhaltung und Waffenproduktion tätig ist, fliegt es sofort raus. Das Unternehmen kann noch so viele Frauen im Aufsichtsrat haben.

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Nachhaltige Projekte klingen zwar gut aber ist das auch sicher und gewinnbringend?

Was das Thema Sicherheit angeht: Das Geld von jedem Kunden wird durch den Europäischen Einlagensicherungsfonds abgesichert. Selbst wenn die gesamte Tomorrowbank morgen vom Bus überfahren oder sich mit dem Geld absetzen würde, ist jedes Konto bis zu 100.000 Euro staatlich gesichert. Und was den Gewinn angeht: Auch bei einer normalen Bank kann dir keiner garantieren, dass der Aktienfonds nicht morgen an Wert verliert. Nachhaltige Geldanlagen können aber genauso rentabel sein wie andere Geldanlagen.

Keiner von euch hat vorher im Bankensektor gearbeitet. Wie seid ihr auf die verrückte Idee gekommen, jetzt Banker zu werden?

Da hast du Recht! Wir haben zwar alle schon sozialunternehmerische Erfahrung aber eine Bank ist für uns Neuland. Es gibt in Deutschland ungefähr 100 Millionen Girokonten, nur knapp eine halbe Million davon bei Nachhaltigkeitsbanken. Die neuen Player in der Branche machen richtig gute Sachen aber von der Wertigkeit her machen sie das gleiche, was konventionelle Banken auch immer gemacht haben. Und ja, wir sind Novizen im Banking aber wir empfinden die Chance als so groß, dass wir uns jetzt in dieses Abenteuer begeben. Neu und etwas naiv zu sein, kann ja auch ein Vorteil sein.

Ihr werbt damit, dass ihr mit jeder Zahlung ein Aufforstungsprojekt fördert. Zahlen dafür eure Kunden bei jeder Transaktion?

Das geht nicht auf deine Kosten, sondern auf unsere. Denn es gibt eine Gebühr, die immer und bei allen Banken zum Einsatz kommt. Wenn du dir mit deiner Karte eine Jeans hier um die Ecke kaufst – oder auch online – dann zahlt der Laden immer einen kleinen Prozentsatz an die Bank, die die Karte ausgestellt hat. Und diese Gebühr stecken wir uns nicht einfach selbst in die Tasche, sondern leiten sie an Klimaschutzprojekte weiter.

Ihr sprecht davon, nachhaltigen Lebensstil erfassen und belohnen zu wollen. Wie soll das funktionieren?

Wir sind als Bank viel näher an deinem Konsumverhalten als jeder andere Akteur und deshalb arbeiten wir an einem Algorithmus, der den CO2 Fußabdruck von deinem Konsumverhalten erfasst. Das Konto weiß ja zum Beispiel, dass du gerade 50 Euro fürs Tanken ausgegeben hast. Das zweite ist ein nachhaltiger Konsumindex, denn es macht ja einen Unterschied, ob du zum Biosupermarkt gehst oder zum Discounter. Beides kann man mit Bonussystemen verknüpfen. Wir überlegen aber noch, wie moralisch wir sein können und wollen.

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Erzähl doch noch ein bisschen was von dir. Du hast Lemonaid & Charitea gegründet – wolltest du das nicht mehr weitermachen?

Ich bin letztes Jahr aus der Geschäftsführung ausgestiegen und zwar deshalb, weil für mich nach knapp neun Jahren Zeit für was Neues war. Es war ein tolles Abenteuer und wir haben da ganz viel gerissen. Dann habe ich letzten Sommer die beiden Jungs Michael und Inas kennengelernt. Die haben mir von ihrer Idee erzählt und ich habe schnell Feuer gefangen.

Warum ist Hamburg euer Ort?

Wir leben hier! Und ich bin auch tatsächlich gebürtiger Hamburger. Wir haben uns nicht strategisch für Hamburg entschieden, das ist eher eine Lebensentscheidung. Aber in Hamburg passt natürlich kulturell, gesellschaftlich und wirtschaftlich total viel. Hier kann man sich gut vernetzen. Und wir finden die Idee, eine Bank auf Sankt Pauli zu gründen, auch ziemlich nett.

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